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Initiation für Frauen in heilenden Berufen

Autorin: Beate Ruttkowski
Heilpraktikerin, Autorin von "Stärker als jede Angst"

Leseprobe aus der LACHESIS Nr. 31
zum Thema "Fit in der Praxis - Praxisalltag und Regeneration"

Der Wandel von der HP-Schülerin zur so genannten Heilpraktikerin findet in den grauen Amtsstuben einer deutschen Gesundheitsbehörde statt und wird durch einen profanen Zettel ausgedrückt, der ihr immerhin bescheinigt, für andere ungefährlich zu sein. Mit der bestandenen Prüfung ist jedoch nicht mehr als eine wichtige bürokratische Hürde gemeistert. Die innere Motivation, die naturheilkundlichen Fertigkeiten und die persönlichen Qualitäten stehen ja dankenswerterweise nicht unter staatlicher Kontrolle. Die HP-Prüfung kann und soll also nicht der Start in einen verantwortungs- und anspruchsvollen Beruf sein.

Initiation ist der bewusst gestaltete Schritt von einem alten in einen neuen Zustand, in eine reifere Lebensphase oder erweiterte Sphäre, ist Teil jedes Lebensweges. Auch wenn wir es heute oft nicht so nennen, sind der erste Schultag, die erste Regel oder die erste eigene Wohnung Momente der Initiation. Sie markiert den Wendepunkt, an dem wir etwas Vertrautes verlieren und in etwas Unbekanntes eintreten. Deshalb kann auch eine Scheidung oder der Tod eines nahen Menschen eine Initiation sein. Je nach kulturellem Hintergrund feiern wir manche Übergänge opulent, wie die Hochzeit, andere wiederum werden aufgrund von Tabus übergangen, wie die Menstruation oder die Geburt eines toten Kindes.

Beruflicher Initiation kommt eine besondere Bedeutung zu, über die private Sphäre hinaus signalisiert sie die Rolle der Person in der Gesellschaft. Wird ein hoher Staatsdiener oder ein kirchlicher Würdenträger in seine Aufgabe eingeführt, hat es kein Ende mit feierlichen Reden und Gratulationen, mit Blumen und Fotografen. Wurde früher ein Handwerker in seine Zunft aufgenommen, gehörten allerhand raue Rituale zur deftigen Feier, in der die ganze Nacht gezecht wurde. Wie aber feiert die Heilpraktikerin ihre berufliche Initiation? Was können wir tun, um der Bedeutung unseres Berufes Ausdruck zu verleihen, um unsere persönliche Vision mit Leben zu füllen, um unsere beruflichen Absichten zu bekräftigen?

Unser Beruf gehört zu den Ältesten der Menschheit. Bis heute verstehen sich traditionelle Heilerinnen und Heiler nicht nur als BehandlerInnen kranker Individuen, sondern spielen als MittlerInnen zwischen Mensch und Naturkräften, Ahnen und Göttern auch eine wichtige gesellschaftliche Rolle. Die Rituale zur Einweihung in diesen Beruf sind so vielfältig wie die Völker, aber sie dienen alle demselben Zweck: sie wecken das innewohnende Wissen für die eigene Bestimmung und bekräftigen den Zugang zu den Naturkräften. Die Initiation gibt die Kraft zur Wandlung von der neugierig Lernenden zur ernsthaft Praktizierenden, die für alle ihre Worte und Taten volle Verantwortung trägt.

Der Schritt in die berufliche Praxis fällt erfahrungsgemäß vielen Kolleginnen nach der bestandenen Prüfung recht schwer, daran ist sicherlich nicht nur eine fehlende Initiation schuld. Dennoch hinterlässt ein fehlender ritualisierter Übergang auch bei der Mutigsten und Begabtesten eine gewisse Leere, auch wenn sie lange als Heilpraktikerin arbeitet. Es ist eben etwas Anderes, ob ich mir selber im stillen Kämmerchen über meine Berufung im Klaren bin, oder ob dies feierlich proklamiert wird vor mir selbst und vor dem, was mir heilig ist.
(...)

(Ende der Leseprobe)

 

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